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Mai 2021 – Termine, Baby, Termine!

20. Juni 2021

Am Vorabend vom ersten Mai kommt die offizielle Bestätigung: Ab Mai wird auch ohne Priorisierung in der Reihenfolge der Anmeldung geimpft. Da ich mich ziemlich sofort mit der Aufschaltung der Impfseite unseres Kantons Mitte Januar angemeldet habe, müsste ich damit eigentlich noch im Mai zumindest den ersten Termin bekommen. Auch wenn ich von den Einschränkungen nur wenig betroffen bin, jetzt bricht doch die Anspannung der letzten Monate über mir zusammen. Und ich schwanke zwischen Unglauben und Hoffnung, dass dieser ganze Mist doch irgendwann vorbei ist, und ich im Sommer zur Familie fahren kann.

Die nächsten Tage drehe ich dann ziemlich am Rad, zumal von den umliegenden Kantonen und Ländern ausgerechnet jetzt sehr viele Meldungen über ergatterte Termine und Erstimpfungen kommen. Ich freue mich für alle, aber ich würde halt auch gerne… Nach zehn Tagen kommt dann endlich die ersehnte SMS mit den Terminen, hurra!

(Hier im Kanton ist es ausgesprochen gut organisiert: registrieren, die beiden Termin per SMS bekommen, hingehen, impfen lassen, fertig. Das ist woanders anscheinend nicht so einfach.)

Der Mai riecht ansonsten nach Raps, nach Regen und den ersten Erdbeeren. Immerhin ist es jetzt warmer Regen, und nach Regen kommt Sonne kommt Regenbogen. „Bleiben Sie am bestem im Bett“, haben die Wetterfrösche gesagt, „Das Wetter wird morgen wirklich garstig“, haben sie gesagt. Aber dann hätte ich die leuchtenden Felder in der Morgensonne verpasst, und einen herrlichen Lauf durch den Wald im Frühlingsregen.

Auf unserem Hausberg liegt endlich kein Schnee mehr, so dass ich wieder anfangen kann, dort hochzulaufen. Naja, oder zumindest zu gehen, der Weg ist schon noch recht steil. Aber ich laufe ja wegen der Aussicht, und für die muss man halt hoch, hilft nix. Auch wenn man Küste kommt und mit dem Schubsen von Muscheln aufgewachsen ist statt mit Bergläufen.

Auch die Badi kommt aus dem Winterschlaf, darf öffnen und ich endlich wieder schwimmen. Allerdings geht irgendwas mit dem Vorheizen schief, und so hat das Wasser statt der eh schon kalten 18 Grad wie sonst bei Saisoneröffnung nur 14 Grad. Das ist, eh, schon sehr frisch. So habe ich zwar die Badi total Corona-konform für mich alleine, werde dann aber halt auch schockgefrostet und halte es nur für ein paar schnelle Bahnen aus.

Vor dem Impftermin ist dann erst noch der Termin mit der Fahrradwerkstatt, die sind heutzutage ähnlich begehrt. Die Ersatzteile für die Bremse sind endlich da, werden eingebaut, und so kann ich jetzt auch wieder die Steigungen hier hoch und runter fahren und quietsche nicht mehr das ganze Mittelland zusammen.

Am Morgen nach der Impf-SMS ist Himmelfahrt, und so kann ich morgens sehr früh auf einen der ersten (und damit leeren) Züge in die Nachbarstadt, um eine Runde um den See zu radeln und mir den Kopf freipusten zu lassen. Mich begleitet die ganze Zeit eine Regenwolke, aber selbst das ist mir egal, es tut nach der Terminaufregung der letzten Tage einfach gut.

Ab der Hälfte vom See fange ich an, wie so ein Profi-Radfahrer „Kafi, Gipfeli“ vor mich hinzumurmeln, und so gibt es noch einen kleinen kulinarischen Zwischenstop auf dem Weg vom See wieder nach Hause. Mit Koffein und Zucker im Blut radelt es sich ja auch gleich viel schneller, und auch der Rückenwind macht viel Spass. Vor allem entlang der schnurgeraden Bahnstrecke, wo man einfach nur so dahinrauschen kann.

Sagte ich schon, dass ich das mit dem Laufen wegen der Aussicht mache? Doof, wenn man gleichzeitig mit der Regenwolke oben ankommt und es nichts mehr ist mit der Aussicht. Immerhin, auch darüber kann man sich amüsieren. Jedenfalls im Mai.

Ein Woche später ist schon wieder Feiertag, und so fahre ich auf der Herzroute durch das Emmental. Das geht erstmal über Schotterwege die Emme entlang, dann hoch auf die Berge und vorbei an lauschigen Dörfern mit riesigen Bauernhöfen. Es ist alles sehr hübsch und üdüllüsch und wie ein einziges grosses Freilichtmuseum. Und, wer hätte es gedacht, es nieselt auch hier ein bisschen. Und es ist sehr frisch. Und ein wenig schlammig. So bin ich dann ganz froh, dass ich mich mit der Strecke ein bisschen verschätzt habe und früher als gedacht wieder zu Hause bin.

Nach dem ganzen „draussen“ bin ich zwischendurch immerhin lange genug daheim, um auch mal wieder ein Brot zu backen. Diesmal eines mit Möhre und Walnüssen, und beim Rausholen aus dem Ofen wundere ich mich, dass es noch so weich ist. Abends fällt mir auf, dass ich es 20 Minuten zu kurz gebacken habe… Das ist dann doch ein bisschen arg viel „ach, wird schon“ selbst für meine eher entspannte Brotbackhaltung, daher schiebe ich es kurzerhand nochmal in den Ofen. Das klappt tatsächlich, und so kommt auch das zum Glück doch noch gut.

Ende Mai dann: Impftermin. Genau gleichzeitig findet möglicherweise eine illegale Corona-Demo statt, daher ist alles rund um das Impfzentrum durch ein riesiges Polizeiaufgebot abgeriegelt, das ist schon ein bisschen seltsam… Für das Impfzentrum hat der Kanton dann alles aufgefahren, was Zivilschutz und Medizinisches Personal hergibt, und so wird ohne Wartezeit und Tralala perfekt durchorganisiert einfach im Akkord geimpft. Nur fast geheult vor Erleichterung, nur fast umgekippt vor Aufregung, und es immerhin sechseinhalb Minuten in der „15-Minuten-Nach-Impfung-Rumwarten“-Warteecke ausgehalten.

Erstgeimpft.

Gebacken:
Roggenvollkornbrot mit Möhre und Walnuss

Gehört:
Tom Odell – Another Love
Amy Macdonald – What Happiness Means To Me

Geschaut:
Rod Stewart: Live at the Royal Albert Hall
Sabine Meyer und die Klarinette

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