Tagebuch

Magische Orte

Es gibt für viele Menschen einige Orte auf der Welt, an denen sich diejenigen spontan „zu Hause“ fühlen. Für den Wetterfrosch Harris K. Telemacher aus dem wundervollen Film L.A. Story gibt es drei solcher magischen Orte: „As far as I’m concerned, there are only three mystical places in the world: The desert just outside Santa Fe, New Mexico, The tree of life in the Arab Emirat of Bahrain, and the restaurant at the corner of Sunset and Crescent, because that’s where I first met her, and that’s where I first touched her“.

Für mich sind das vor allem Orte am Meer, und in unserem Urlaub in Cornwall im September 2001 war so einer dabei. Irgendwo am Ende einer Strasse, etwas abseits vom Fussweg und um die Ecke der Bucht „Church Cove“, zu der wir eigentlich wollten, haben wir ihn entdeckt. Kein feiner Sandstrand, sondern sonnengewärmte Steine, viel Wind, der das Meer an die Klippen getrieben hat, einfach schön und vertraut, so sehr, dass ich dort stundenlang hätte sitzen können und eigentlich gar nicht mehr weg wollte. In der letzten Woche habe ich mir dann endlich einen grossen Abzug des Fotos der Bucht machen lassen, und kann es mir nun in meinem Wohnzimmer endlos lange anschauen.

Neben diesem Bild tanzen dann inzwischen fröhliche Schmetterlinge herum. Nachdem ich es immer noch nicht geschafft habe, mir ein eigenes Mobile zu bauen, habe ich erst mal die Haba-Flatterlinge an meine Wohnzimmer-Decke gehängt. Eigentlich sind sie für Babys gedacht – aber auch grosse Kinder stellen sehr schnell fest, dass man die ganz wunderbar herumsausen und wirbeln lassen kann :).

Heimatliches habe ich dann gerade im Internet entdeckt, die „Kieler Nachrichten“ führen eine Seite von und über Butenkieler, also Kieler im Ausland. Wobei Ausland für Kieler durchaus auch nur ein Stück jenseits der Stadtgrenzen meinen kann… :). Erstaunlich, dass diese spröde Stadt mit ihren versteckten Schönheiten so viele Menschen in ihren Bann zieht, und die, die ihr einmal verfallen sind, nicht wieder loslässt.

Der Advent wirft inzwischen seine Schatten voraus, das traditionelle #weltenhaus-Adventstreffen findet auch in diesem Jahr in Karlsruhe statt. Von mir gibt es dazu die Gestaltung der Webseite – Weihnachtsraben im Schnee :).

Trotz weihnachtlicher Webseiten, beginnendem Lebkuchenverkauf in den Supermärkten und diversen Weihnachtskatalogen im Postkasten lässt sich der Herbst hier wunderbar geniessen. Die Bäume leuchten in den schönsten Rot-, Braun- und Gelbtönen, die Sonne gewinnt häufig genug den Kampf gegen Nebel und Regen, und der Föhnwind bringt zwar Kopfschmerzen, aber dafür schon fast sommerliche Temperaturen. Zeit also für Tee und Kerzenschein, Apfelküchle und ruhige Musik, zum Träumen vom nächsten Urlaub und zum ausgiebigen Laubrascheln…

Du fehlst

Wieder ein Papa-Geburtstag in Kiel, ohne Sohn und Bruder. Nachts irgendwann tauchten ein paar Textfetzen im Radio auf, die trafen. Darum hier für ihn, der gegen viel zu grosse Dämonen kämpft, und hoffentlich irgendwann gewinnt…


und es ist, es ist ok
alles auf dem weg
und es ist sonnenzeit
ungetrübt und leicht

und der mensch heißt mensch
weil er irrt und weil er kämpft
und weil er hofft und liebt,
weil er mitfühlt und vergibt

und weil er lacht
und weil er lebt
du fehlst

(„Mensch“, H. Grönemeyer)

Sonnenblumen und Schwäne

Eigentlich mag ich Marmorkuchen ja gar nicht so sehr, und hab den daher nie gebacken. Auf speziellen Wunsch eines einzelnen Herrn, der mit grossen Augen nach eben diesem Kuchen fragte, hab ich doch mal ein Rezept rausgesucht und einen gebacken. Und siehe da, lecker ist der :). Daher ist hier das Rezept für einen saftigen Marmorkuchen.

An diesem Wochenende haben wir uns noch ein wenig an Urlaubsplanungen versucht, denn eigentlich müsste ich im Herbst nochmal ein oder zwei Wochen Ferien nehmen können. Ich liebäugele ja mit der mecklenburgische Ostseeküste – endlich mal wieder ans Meer :). Die Kanalinseln wären auch schön, nachdem die mir aufgrund diverser Reiseberichte im Fernsehen (erinnert sich noch jemand an das Reisequiz mit Björn Hergen Schimpf?) schon länger im Kopf rumspuken. Beides allerdings ist weit weg, und die Ferienwohnungen teuer. Insbesondere die an der Ostseeküste, die sich anscheinend inzwischen zu einem sehr beliebten, und damit überfüllten und teuren Urlaubsziel gemausert hat. Hmja.

Taxi will eigentlich sowieso lieber nach Rom oder gleich in die Berge. Denn hier ist schliesslich nur ein bisschen Jura und Mittelland, und keine richtigen ™ Alpen. Hmja, hmja. Vielleicht machen wir es auch ganz anders, und fahren dann, wenn die Saison wirklich vorbei ist, einfach so los (an die Küste hoffentlich :) – schliesslich weiss ich eh noch nicht, ob ich nochmal so schnell wieder Urlaub genehmigt bekomme. Denn nach der Hausboot-Fahrt geht es in drei Wochen schon wieder für eine Woche los, Familie in Kiel besuchen und Sarah&Co. in Schloss Holte :).

Einen Spaziergang haben wir dann noch gemacht, und ein riesengrosses Sonnenblumenfeld entdeckt, gar nicht weit von hier. Leider werden die wohl bald schon wieder verblüht sein, aber im Moment sehen sie richtig sonnenblumig-sommerlich aus, vor der herrlichen Weissenstein-Kulisse und sogar noch dekoriert mit einem schnuckeligem Gutshäuschen. Auf dem Rückweg ist uns dann auf der Aare noch „unser“ Schwanenpaar begegnet, das es sich im Flussabschnitt von Solothurn gemütlich gemacht hat. Zum ersten Mal, seit ich hier lebe, hätscheln sie Nachwuchs – drei leise fiepsende Jungschwäne paddeln mit ihren Eltern um die Wette. Sogar den Hals strecken sie schon tapfer unter Wasser und fischen nach Nahrung, auch wenn sie dabei ab und zu noch vorneüber kippen und gleich ganz untertauchen, *lächel*. Hellgrau und flauschig sehen sie aus, da ist es ein wenig rätselhaft, wie so eines nur für ein hässliches junges Entlein gehalten werden konnte. Aber Schönheit liegt wohl auch hier im Auge des Betrachters.

Sommernachtstraum

Hatte ich schon erwähnt, dass es hier im Moment ganz furchtbar heiss ist? So heiss, dass es mich sogar dazu treibt, meinen Tagesrhythmus umzustellen und schon um acht am Schreibtisch zu sitzen, statt erst so irgendwann ab neun eine Annäherung zu wagen. Mal abwarten, wie lange ich das durchhalte… Heute jedenfalls hat es mir trotz traumaufschreckenden Weckerklingelns gut gefallen, so früh schon unterwegs und dann auch früh wieder zu Hause zu sein :).

Am Freitag ist dann schon Mittsommernacht, und der Sommer macht sich hier nicht nur an den Temperaturen bemerkbar – die Heckenrosen haben angefangen zu blühen und begleiten meinen Heimweg mit ihrem betörenden Duft. Den frühen Arbeitsschluss habe ich dann gleich ausgenutzt, um mal wieder genüsslich in der Buchhandlung zu stöbern und Ausschau nach Shakespeares „Sommernachtstraum“ in der übersetzung von Erich Fried zu halten (was könnte schon besser passen zum Sommeranfang, als eben diese fröhlich-fabulierenden Verse? :). Leider gab es die nicht, dafür hab ich dann einen irischen Frauenroman eingesammelt, nette Lektüre für den Sommerabend: „Lucy Sullivan wird heiraten“. Und später noch eine andere übersetzung vom Sommernachtstraum im Gutenberg-Projekt entdeckt :).

Ausflüge

Büros in Südwestlage sind klasse für schöne Sonnenuntergänge über dem Jura – aber bei der momentanen Wetterlage werden sie langsam aber sicher unerträglich. Für die nächsten Tage sind Temperaturen um die 35 Grad angesagt, und das Gewitter kommt erst am Donnerstag… Zum Glück haben wir immerhin wieder eine Gefriertruhe mit viel Eis auf unserem Stockwerk :).

Nachdem wir beim letzten Ausflug nach Frankreich noch das Hochwasser auf dem Doubs bestaunt haben, hatten wir in der ersten Juniwoche mehr Glück mit Wetter und Fluss, und haben eine herrliche Ferienwoche auf unseren Hausbooten verbracht :). Viele Fotos und einen kleinen Reisebericht gibt es auf den Hausboot-Seiten.

Vorher, noch im Mai, waren wir auf dem 11. dtr-Treffen in Dortmund, haben alte und neue dtr’ler getroffen, im Westfalenpark herumgetobt und das Treffen genossen :).

Und irgendwann zwischendrin hat es mich zu einer Farbberatung verschlagen – ja, genau, das mit den vielen bunten Tüchern :). Dabei hat sich herausgestellt, dass ich ein „Herbsttyp“ bin und mich daher in so klangvolle Farben wie „Sonnenblumengelb“, „Moosgrün“ und „Terrakotta“ hüllen darf. Aber ob ich mich dafür von meinem geliebten und vertrauten Blautönen trennen kann? *zweifelnd guck*

Stadtgeschichten

Besuche sind nicht nur nett, sondern auch immer äusserst interessant, weil man erst dann die Gelegenheit zu Entdeckungstouren in die unmittelbare Umgebung so richtig nutzt :). So sind mein Paps und ich diesmal durch Nieselregen und vorbei an Magnolienbäumen zum Museum Blumenstein gestapft. Das ist vor drei Jahren umgebaut und neu gestaltet worden, und bisher hatte es nie mit einer Besichtigung geklappt.

Im Erdgeschoss des Herrenhauses sind die Räume so erhalten, wie dort im 18. Jahrhundert die Patrizierfamilie gelebt hat, sogar die Uhren ticken noch. Fast erwartet man, die Familie gemütlich plaudernd beim Kaffeetrinken anzutreffen, wenn man den grossen Wohnraum betritt :).

Im oberen Stockwerk gibt es dann viel spannendes ueber die Geschichte der Stadt und seine Bewohner zu entdecken. Am meisten fasziniert hat mich die Erklärung fuer eine auffällige Lücke in einer Häuserreihe an der Stadtmauer, die mich schon immer gewundert hat. Dort stand das Haus des jeweiligen Chorherren der Kirche, bis Dreizehnhundertirgendwas der damalige Chorherr einen Grafen mit seinem Gefolge, die die Stadt zu erobern wollten, unterstützt hat – er sollte die Glocken des Wachturmes der Kirche mit einem Tuch umwickeln, damit kein Alarm gegeben werden kann. Dabei wurde er aber erwischt und zur Strafe gevierteilt. Das Haus wurde abgerissen und es wurde verfügt, dass dort keines mehr gebaut werden darf. Und das ist bis heute so geblieben.

Hier trifft man überall auf solch lebendige Stadtgeschichte, die mich als jemand, der in einer nach dem zweiten Weltkrieg neu aufgebauten Stadt aufgewachsen ist, immer wieder begeistert. Auch wenn der Anlass in dem Fall eigentlich kein glücklicher war :). Ebenfalls interessant, aber etwas bemüht wirken dagegen die Versuche, die Zahl 11 in Solothurn zu verbreiten: Seltsamer Zahlen-Tick in Solothurn.

Gestern morgen habe ich dann zu meiner Freude entdeckt, dass die Migros anscheinend meine Klage vom letzten Jahr erhört hat :). Es gibt zwar immer noch keine Erdbeer-Joghurt-Schokolade, aber bei den aktuellen Sommerschokoladen ist „Wild Berry“ dabei – Milchschokolade mit Waldbeeren- und Sauermilchfüllung. Das kommt der anderen schon sehr nahe und ist ebenfalls gut gekühlt mampfbar. Der Sommer kann also kommen :).