Tagebuch

Eiertätschen und Herman

Urplötzlich und zu meinem grossen Staunen ist hier inzwischen wirklich der Frühling ausgebrochen – die Bäume und Osterglocken blühen auf einmal, und die vorwitzige Sonne kitzelt mich morgens wach. Passend dazu dreht sich bei mir im Moment endlich die beschwingte CD mit der Filmmusik von Die fabelhafte Welt der Amélie, die den Winter über zwar schon bei mir lag, aber den Weg zum CD-Player nicht gefunden hat.

Wir waren über das sonnige Osterwochenende in Ravensburg bei Freunden (*wink*) und haben uns die Bodenseegegend angeschaut – schön ist es dort. Promt mussten die mir dann einen lustigen und für mich unwiderstehlichen Keramikladen zeigen, so dass ich eine Kiste mit Schaf-Tassen und Elch-Obstschale nach Hause schleppen durfte und in meiner Küche inzwischen wirklich tierisch was los ist, *seufz* :).

Hier laufen derweil einige Vorbereitungen für unsere Hausboot-Fahrt – ich bastele am Menüplan (dabei ist mir das Rezept für den sehr leckeren unmöglichen Apfelkuchen in die Hände gefallen, das ich schon lange für meine Sammlung abtippen wollte), und Taxi studiert ganz aufgeregt alles übers Bootsfahren und würde am liebsten sofort auf Weltreise gehen :). Dabei hat er ein spannendes Buch aufgestöbert, von der ersten Schweizer Hochseeoffizierin mit Kapitänspatent („Volle Kraft voraus, Miss Mate“ von Marietta Kuntz ), über ihr Leben an Bord von Flüssiggas- und Bananendampfern.

In meiner Abteilung habe ich vor dem Osterwochenende noch einen lustigen Brauch kennengelernt, der sich „Eiertätschen“ nennt – zusätzlich zum normalen Apéro (Wein, Wasser, Knabberzeugs, Kollegenplauderei) gibt es ganz viele hartgekochte, bunte Eier. Jeder nimmt sich eines, und muss es dann mit dem eines Kollegen zusammenschlagen. Derjenige, dessen Ei dabei heil bleibt, hat gewonnen :). Ich kannte das bisher trotz mehrerer Jahre Schweizleben nicht (es wird wohl hauptsächlich in Familien am Ostersonntag gespielt), hab aber trotzdem mit meiner genialen Taktik (einfach fest draufhauen, *g*) mehrere Eier zertrümmert, bevor meines kaputt gegangen ist – ich fand das Eiertätschen sehr spassig :).

Noch länger vor dem Osterwochenende waren wir beim Herman van Veen -Konzert in Bern. Ich hab es tatsächlich geschafft, die im Januar gekauften Konzertkarten völlig zu verschusseln, und hab dann kurzentschlossen neue gekauft. Immerhin wusste ich noch die Platznummern der ersten Karten, so dass wir trotzdem schön weit vorne gesessen haben, in der Mehrzweckhalle, die sich als verlängerte Turnhalle irgendwo im Berner Regen herausstellt.

Ohne Nard Reijnders, dafür immer noch mit Erik van der Wurff und dazu mit drei schönen, jungen und auch noch begabten Musikerinnen mit Gitarre, Percussions und Geige (dummerweise habe ich es versäumt, die CD der Violistin und Sängerin Jann einzusammeln) ist Herman van Veen diesmal unterwegs. Die Show hat dadurch deutlich an Musikalität und Tempo gewonnen, dafür ein wenig von den sonst so typischen ruhigen Momenten verloren, was aber nur ein klein wenig schade ist. Denn Herman van Veen trifft nach wie vor mitten ins Herz, wenn er den Drahtrest eines Regenschirms zum Leuchten bringt, alles mit Silberregen verzaubert und von seiner Kindheit erzählt.

Daneben wird Zeitungsrascheln zu Regen, Geigenduelle werden zu wilden, ausgelassenen Trommelwettbewerben, aus dem Tisch spritzen Wasserfontänen, und zur Freude von Taxi spielt Herman van Veen auch auf dieser Tournee die Oper der erstochenen Sopranistin nach :). Und, zu seiner grossen Empörung, sind die schönen Frauen auf der Bühne aufmüpfig und weigern sich, in dem Lied, dass er schon vor 400 Jahren gesungen hat, richtig mitzuspielen :).

Nach all den Jahren wächst er dabei in seine eigenen Rollen hinein – stolz erzählt er von seinem ersten Enkelsohn, lässt auf reykjavikianisch davon singen, wie Opas zu Schmetterlingen werden und singt davon, dass Oma ein Veilchen sein soll… Ein rundum schöner Abend, der trotz Zugaben viel zu früh endet.

Noch mehr zu lesen über die aktuelle Tour gibt es in der Kritik der Parnass-Kulturzeitschrift.

Frühling

Hier bricht so langsam schon der Frühling aus, die Vögel zwitschern fröhlich in den Bäumen, die vorsichtig das erste Grün hinausstrecken, und die Sonne schmilzt den letzten Schnee auf den Juraspitzen weg. Also haben wir uns heute die Sonne auf die Nasenspitzen brennen lassen und sind gemütlich die Aare entlanggestapft :). Danach gab es, frischgebacken nach einem neuen Rezept, leckere und schokoladige Sachermuffins. Ebenfalls neu auf diesen Seiten ist noch das Rezept für Tröstende Hühnersuppe, die es irgendwann in diesem kurzen Winter gab.

Bootsfahrt

Die letzten Wochen waren hauptsächlich durch die Organisation für unsere Hausboot-Tour im Frühsommer gefüllt. Das meiste ist aber hoffentlich inzwischen erledigt, und wir können uns der Vorfreude widmen :). Mehr zu der Tour gibt es auf eigenen Seiten: Die #weltenhaus-Bootsfahrt.

Daher gibt es dann ansonsten wenig neues, und da ich es geschafft habe, die Karten für das Herman van Veen-Konzert so gut wegzupacken, dass ich sie nicht wiederfinde, bin ich jetzt erstmal damit beschäftigt, jedes Papierfitzelchen in meiner Wohnung genau zu untersuchen, *seufz* :).

Museums- und andere Besuche

Nach einer recht reiseintensiven Zeit rund um den Jahreswechsel kehrt hier so langsam wieder Ruhe und Alltag ein, mal wieder Zeit, etwas zu schreiben :).

Kurz vor Weihnachten hat die diesjährige #weltenhaus-Adventsparty in Karlsruhe stattgefunden. Wie immer mit Schafspiel, Bummeln über den Weihnachtsmarkt und vor allem mit dem Treffen von alten und neuen Freunden und Bekannten aus dem virtuellen Leben. Schoen war es, und wer mehr wissen will, findet Partylog und Fotos auf den Adventsparty-Seiten.

Über Weihnachten waren wir dann in Kiel, neben netten Familienfeiern und winterlichem Schnee- und Eis-Chaos auch ein bisschen Sonne auf dem Fördewanderweg, Regen in Hamburg und richtigen ™ Wind am Falkensteiner Strand erleben. Ausserdem gab es einen Besuch in Berlin, das erste Mal, dass ich dort war. Und nach all den Jahren ohne Grenze, Stacheldraht und Mauer sorgte das Gefühl, inzwischen einfach so nach Berlin fahren zu können, immer noch für ein bisschen Gänsehaut während der Zugfahrt. In Berlin gab es dann neben einem Blick auf Reichstag, Brandenburger Tor und Berlin von oben vom Fernsehturm aus vor allem einen überraschungsbesuch bei einem dtr’ler und seiner Familie – einfach so durften wir es uns bei ihnen mit Stollen und Tee unter dem Weihnachtsbaum gemütlich machen :). Als Dank dafür gab es dann ein kleines Päckchen, und daher ist hier dann auch gleich ein neues Bild zu sehen – Pudel in Berlin.

Mitte Januar war es dann zum zweiten Mal soweit, in Basel gab es eine Museumsnacht. Zu Tausenden pilgern Menschen nachts durch die Stadt und durch Museen, alleine das zu sehen, ist schon ein Erlebnis für sich :). Wir sind diesmal erst recht spät losgezogen und haben drei Museen angeschaut. Zuerst das Vitra-Design-Museum in Weil am Rhein, das zur Museumsnacht gut per Shuttle-Bus zu erreichen war. Sehr japanisch durch die aktuelle Ausstellung (Wasserinstallation nach einem gewundenen Weg in einem mit Kies bedeckten Raum, dekorative Kunstgegenstände, die ohne Erklärungen eher nur hilflose Blicke auf sich zogen), aber auch sehr klein und nicht wirklich fesselnd für uns.

Danach sind wir zum Tinguely-Museum weitergefahren, das, wie könnte es auch anders sein :), mich jedes Mal wieder begeistert mit den grossen, bunten, sich bewegenden Kunstwerken. Im Moment wird dort als aktuelle Ausstellung ein Teil der Werke von Niki de Saint Phalle gezeigt – sowohl eher unbekanntes aus ihren frühen Jahren als auch bekanntes wie die dicken, bunten Nanas, Bilder und Modelle vom Tarot-Garten und der Honi(?). Ergänzt wird die Ausstellung durch Fotos, und nicht nur diese, sondern auch die Geschichten rund um die Werke und gemalten Briefe ermöglichen einen Blick auf das persönliche Leben der Niki de Saint Phalle. Mir hat die Ausstellung sehr gefallen.

Als letztes Museum haben wir dann noch einen Blick in die neue ägyptenhalle des Antikenmuseums geworfen. Leider konnte die Ausstellung dort bei weitem nicht mit der Agatha-Christie-Wanderausstellung mithalten, die im letzten Jahr dort zu sehen war und die uns sehr begeistert hat.

In einem Punkt haben sich leider alle drei Museen nicht ausgezeichnet – die Vermittlung der Informationen ist durchweg schlecht, die Schrift auf den Erläuterungstafeln viel zu klein, die Erklärungen selber verwickelt und nur schwer verständlich geschrieben, so dass das eine oder andere, was ich gerne erfahren hätte, vorerst im Dunkeln bleiben wird.

Ausserdem vertraute Menschen und Erinnerungen – Herman van Veen ist wieder unterwegs und kommt auch in die Schweiz, wir werden ihn Ende März in Bern erleben. Seine Auftritte haben sich geändert, seine bisherigen Begleiter sind nicht mehr dabei und dafür neue Gesichter, Geigen und Gitarren. Ob sich Herman van Veen selber ebenso verändert hat, wird sich zeigen. Durch das Konzert bin ich dann darauf gekommen, nach Konzertdaten oder Berichten von Iain MacKintosh zu suchen. Konzertdaten gibt es wie befürchtet keine mehr, da er sich bereits vor zwei Jahren von der Bühne verabschiedet hat. Schade, ich habe den ruhigen Schotten mit den blauen Augen und dem leisen Humor sehr gemocht und hätte ihn gerne noch einmal live erlebt. Einen schönen Bericht über sein Leben gibt es dafür in einer älteren Ausgabe von FolkWorld: „I wouldn’t change a thing!“.

Adventskalender

Statt Schnee und Rauhreif gibt es hier im Moment nur lauwarmen Nieselregen und endloses Grau durch den berühmt-berüchtigten schweizer Hochnebel. Ein bisschen Schnee gab es schon, oben auf den Juragipfeln, aber ansonsten lässt das Wetter keine winterlichen Gefühle aufkommen. Sowieso, auch sonst ist es ein lähmendes Jahr für die Schweiz, eine erschreckende Nachricht folgt der nächsten. Bleibt die Hoffnung, dass es ebenso wie das Wetter auch sonst wieder schöner wird…

Nichtsdestotrotz wirft Weihnachten seine Schatten voraus, die Fahrkarten für unsere Reise nach Kiel sind bereits besorgt, und langsam türmt sich der Geschenkeberg. Im Gegensatz zu Deutschland wird hier die Weihnachtsstimmung deutlich zurückhaltender verbreitet. Goldkugeln, dicke Weihnachtsmänner und Lebkuchen gibt es erst seit Ende November, und die Geschäfte lassen sich immer noch betreten, ohne an jeder Ecke über lamettabehängte Tannenbäume zu stolpern. Trotzdem gibt es noch genug schöne Dekoration und Weihnachtsbeleuchtung für einen gemütlichen abendlichen Stadtbummel. Und für Taxi gab es auch in diesem Jahr einen Adventskalender, diesmal habe ich einen mit fröhlichen Elchen gebaut :).

Die Anleitung für den Kalender habe ich aus dem Buch „Noch 24 Tage – Neue Adventskalender“ von Birgit Utermarck, in dem sich neben der Rentierherde auch noch Kalender mit Schiffchen, mit Schneemännern und mit einem Riesenelch finden.

Eigentlich mag ich die süss-saure Geschmacksrichtung nicht so sehr, neulich hatte ich aber trotzdem irgendwie Appetit darauf. Und so habe ich mal wieder ein neues Rezept ausprobiert, für gut befunden und daher auf meinen Seiten, diesmal für Gemüsepfanne süss-sauer. Wie so ziemlich alles in meiner Rezeptsammlung ist auch dieses einfach und schnell zusammengekocht, denn auch wenn ich meistens gerne koche, ist abends doch nicht wirklich Zeit dafür. Und ohne abendliche Kochaktion habe ich am nächsten Tag in der Firma sonst nichts selbstgemachtes zum Mittagessen :).

Äpfelküchlein auf der Herbstmesse

Herbstmesse in Basel – Äpfelküchlein mit Vanillesosse, viele Stände mit Lebkuchen und Krimskrams, und natürlich Fahrgeschäfte. Taxi schleppt mich in ein Spiegellabyrinth (als Rache für das Heckenlabyrinth in Cornwall), und ganz ohne Schummelei schaffe ich es schneller als er, den Ausgang zu finden :). Dafür fürchte ich mich auf dem Kettenkarussel fast zu Tode – es sah so harmlos und gemütlich aus, wie ich es aus alten Filmen kannte. Nachdem ich Taxi schon nicht auf seine geliebten Achterbahnen begleite, hab ich ihn begeistert dorthin geschleppt. Nur sind die Kettenkarussele inzwischen nicht mehr harmlos – gleich nach dem Start geht es ordentlich in die Höhe, und das Monsterkarussel kreiselt nicht nur wild um sich selber, sondern auch noch hoch und runter… Danach habe ich etwas länger gebraucht, bis meine Knie nicht mehr gezittert haben und meine Gesichtsfarbe sich immerhin etwas von der eines weissen Lakens entfernt hat…

Hier ist inzwischen der Sommer endgültig vorbei – die Temperatur ist tagsüber unter zehn Grad, sonnige Tage wechseln mit denen, die unter dem schweizer Hochnebel im Grau versinken, der Halloween-Teller ist abgeräumt und wartet auf das erste Tannengrün, und auch der Herbstputz ist erledigt. Passend dazu gibt es hier neu ein winterliches, schnell zusammengerührtes Gericht: Kurkuma-Kartoffeln mit Hackfleischnocken.