Tagebuch

Land aus Feuer und Eis

Im letzten Sommer habe ich gespannt die Island-Rundreise von Frau Brüllen verfolgt: Island 2014. Die erste Hälfte, mit vielen Bildern und Island, Teil 2. Im Herbst schrieb dann Frau Schmitt über die Verbindung von Islandreise und Laufen: Schöner atmen in der Rauchbucht – der Reykjavik Marathon. Tja. Das wollte ich auch :)

Und obwohl für 2015 eigentlich nur der 10 km Frauenlauf Bern auf meinem Laufanfänger-Plan stand, gingen mir Island und der Halbmarathon nicht aus dem Kopf. So wurden im Januar kurzerhand Flug und Laufreise gebucht, auch wenn ich ein wenig Angst vor meiner eigenen Courage hatte…

Mittwoch – Anreise

Mitte August ging es dann los: ab in den Flieger und auf nach Island. Herr Papa schickte noch besorgte Grüsse hinterher: „Und pass mit den Vulkanen auf!“, und wummms, war der Flieger auch schon etwas unsanft in Keflavík gelandet. Mit dem Flybus ging es direkt weiter nach Reykjavík, und zu Fuss ein Stück die Strasse hinauf zu dem Gästehaus für unsere Gruppe. Da es durch die Zeitverschiebung in Island erst später Nachmittag war, bin ich gleich weitergezogen und habe mir die nahegelegene Hallgrímskirkja angeschaut. Innen wurde gerade auf der Orgel geprobt und die Kirche mit gewaltigen Klängen gefüllt, aussen habe ich mich von einem Aufzug auf den Turm fahren lassen. Allerdings gibt es oben keine offene Plattform, und die Aussicht war nicht so schön wie erwartet.

Also ging es bald wieder runter und weiter an das Sæbraut-Ufer, die Sonnenfahrer-Skulptur anschauen, die ich so wunderbar finde, und die windige Aussicht auf den Nordatlantik und das Bergmassiv Esja geniessen. Auf dem Weg dahin habe ich überall fröhlich bemalte Häuser und Blumenschalen entdeckt: es wird versucht, dem Islandgrau und Stadteinerlei entgegenzuwirken. Trotzdem ist der Funke zwischen der Stadt und mir nicht so recht übergesprungen – zuviel Autoverkehr, hässliche Neubauten und Souvenirgeschäfte.

Zurück im Gästehaus zeigte sich, dass das heisse Wasser tatsächlich sehr lustig schwefelig ist. Es stinkt ein bisschen wie frisch aus der Hölle, sozusagen. Und wirklich richtig heiss ist es auch – trotz Warnung im Reiseführer habe ich mich fast verbrannt. Dafür ist es schön weich, und auf der kalten Seite kommt Quellwasser in einer sehr guten Trinkqualität (in den Restaurants bekommt man das auch einfach so auf den Tisch gestellt – so toll!).

Donnerstag – Spaziergang durch die Stadt

Nach einer kurzen Nacht (eine Gruppe auf meinem Stockwerk machte erst abends viel Lärm, um morgens um vier ebenfalls mit viel Lärm abzureisen) und unter grauem Himmel bin ich leicht grumpfig dem Stadtrundgang meines Reiseführers gefolgt – erst runter zum Stadtteich Tjörnin und durch das in den Teich hineingebaute Rathaus, dann in die multimediale Besiedlungsausstellung 871±2 und weiter den Hafen entlang. Hübsch fand ich die Stadt immer noch nicht, und ausserdem war es kalt und nieselig. Ausserhalb des touristischen Stadttrubels habe ich ein ruhiges Café in der alten Villa vom Hannesarholt cultural center gefunden (im Reiseführer passenderweise für das Publikum 35+ angepriesen…), und es mir mit Suppe, Waffeln, heisser Schokolade und Kindle gemütlich gemacht. Reykjavík gefiel mir so schon gleich ein bisschen besser.

Später ging es noch mal raus, nebenan eine Pizza essen und schauen, wo genau das Schwimmbad ist, in das ich Samstagnachmittag nach dem Laufen gerne gehen würde. Dabei habe ich rosa Elefanten (huch…) entdeckt, den wunderschönen Viertelstundenschlag der Hallgrímskirkja bemerkt und jedes Mal gestaunt, wenn ich um eine Ecke gebogen bin und der Nordatlantik einfach so vor mir lag.

(Vegetarisch essen war übrigens gar kein Problem, überall gab es eine gute Auswahl. Tips finden sich ansonsten beispielsweise bei 9 great options for vegetarians in Reykjavík, Vegan in Island und Vegan in Island: Eine Woche Reykjavík im Januar.)

Freitag – Nauthólsvík und Perlan

Beim Frühstück haben sich alle Reiseteilnehmer unserer Gruppe das erste Mal komplett versammelt. Als erstes erfuhren wir, dass unsere Reiseleitung bereits unsere Startunterlagen abgeholt hat, so dass wir am Nachmittag nicht extra raus zum Sportgelände mussten. Dafür haben es fünf Koffer nicht nach Island geschafft, und es begann ein fröhliches Ausleihen von Socken, Shirts und Regenschirmen. Schon da hat sich gezeigt, dass unsere Gruppe toller nicht hätte sein können – lustig, plauderig, hilfsbereit.

Unser Reiseleiter ist nach dem Frühstück mit uns durch die Stadt spaziert, hat Sehenswürdigkeiten und das Start/Ziel vom morgigen Lauf gezeigt. Dabei erfahre ich, dass die anderen durchaus entzückt von Reykjavík sind. Nanu. Das Leben in einer Kleinstadt und gleichzeitig schönsten Barockstadt der Schweiz verwöhnt wohl doch arg.

Wir sind dabei auch in das Konzerthaus Harpa hineinspaziert – so hässlich ich es von aussen fand, so begeistert war ich von innen, und bin die Rampen und Treppen bis ganz nach oben gelaufen. Mittags haben sich die Wege der Gruppe wieder getrennt, und ich bin spontan doch noch mit dem Bus nach Nauthólsvík am Stadtrand von Reykjavík gefahren. Dort gibt es einen geothermischen Strand – Isländer haben so viel heisses Wasser, dass sie damit den Nordatlantik heizen können. Leider bin ich nach der Öffnungszeit angekommen und habe daher nur noch Reste vom heissen Wasser abbekommen, aber für einen kleinen Spaziergang und zum Füsse eintunken hat es doch noch gereicht.

Ein bisschen habe ich dort bedauert, nicht doch noch irgendwo ein Fahrrad ausgeliehen zu haben – von hier aus könnte man so schön an der Küste entlang fahren. Stattdessen bin ich von Nauthólsvík über einen Spazierweg hoch zum Warmwasserspeicher Perlan gelaufen. Dort habe ich die mieseste Waffel überhaupt bekommen, dafür aber auch die schönste Aussicht von Reykjavík – auf einer Plattform läuft man um die Kuppel herum und schaut auf Stadt, Meer und Berge. Soviel Weite, Himmel, Licht, Luft!

Auf dem Rückweg im Supermarkt um die Ecke wurden noch Bananen für das Vor-dem-Laufen-Frühstück und ein paar Äpfel für die nächste Woche gekauft, im Gästehaus ein youtube-Video bemüht, um den Zeitnahme-Chip richtig an meinem Laufschuh zu befestigen, danach ging es gemeinsam weiter zum Abendessen: Buffet mit Salat, Pasta und (kalter) Pizza. Keine kulinarische Offenbarung, aber zumindest ausreichend, um noch ein paar Kohlenhydrate für den Lauf zu bunkern.

Samstag – Halbmarathon und Kulturnacht

Samstag war es endlich so weit: der Lauftag vom Reykjavik Marathon, auf den ich seit Januar hintrainiert habe. Zum Frühstück gab es ein paar selbstgemachte, eingeschmuggelte Haferkekse, zwei Bananen und etwas Wasser. Danach ab in die Laufsachen und draussen das Wetter getestet, bevor wir gemeinsam zum Start gelaufen sind. Ich war höllisch aufgeregt und habe meine Schuhe gefühlte zehnmal neu geschnürt… Dafür gab es tatsächlich genug Toiletten und wir mussten nicht anstehen. Noch ein wenig warmlaufen, und schon war die Startzeit da. Passend einsortiert in den Startkorridor ging es los – allerdings starteten alle miteinander, und so war es sehr voll. Den Teil mit „rechts laufen, damit links überholt werden kann“ hat dazu anscheinend niemand gelesen, und daher dauerte es etwas, bis ich mich halbwegs freigelaufen hatte und in mein Tempo hineingekommen bin. Immerhin, so gab es keine Gefahr, zu schnell zu starten…

Ziemlich schnell waren wir schon am Meer und bei den ersten Hach-Momenten – im Wohngebiet wurden wir fleissig mit Winken, Klatschen, Glöckchenklingeln und Musik unterstützt. Also habe ich so viel wie möglich fröhlich zurückgewinkt und versucht, die Atmosphäre trotz der Anstrengung zu geniessen. Ein Stück lang bin ich hinter einer Frau mit Meister Proper-Shirt hergelaufen, und fand das sehr lustig. Irgendwo bei Kilometer 7 gab es den für mich schönsten Augenblick des Laufes: von einer leichten Anhöhe aus sieht man auf die Strecke vor sich, links das Meer, rechts viele, viele Läufer auf der Strecke. Und ich tatsächlich mittendrin und dabei. Hach. Noch ein Stückchen weiter standen die Nicht-Läufer unserer Gruppe, sind rumgehüpft und haben gejubelt. Ich habe mich riesig gefreut und zurückgejubelt.

Danach ging es ein Stück langweilig am Hafen entlang, dann kam aber auch schon die Harpa und damit wieder das Meer. Allerdings auch der Wind, und mir wurde tatsächlich doch ein bisschen kühl. Half aber nix, also weiter, vorbei am Sonnenfahrer und langsam Richtung Wendepunkt. Auf der anderen Strassenseite sind uns schon die schnellsten Läufer entgegengekommen, die wir gleich noch angefeuert haben. Bei Laugarnes ging es danach eine Anhöhe hinauf. Eigentlich nicht schlimm, aber oben ist es nicht wie erwartet zurückgegangen, sondern sehr langsam und langgezogen weiter und wieder nach unten. Mental etwas schwierig und ohne hübsche Aussicht, aber irgendwann kam endlich doch die Wendemarke und es ging wieder zurück und ab auf die Schlusstrecke.

Noch schnell den 1:55 Pacemaker überholt, der mit kaputtem Luftballon etwas geknickt am Strassenrand stand, wieder an der Harpa vorbei, ein weiteres Mal abgebogen, und dann waren wir auch schon im Ziel. Ich bin mit 1:55:13 tatsächlich unter zwei Stunden geblieben und mächtig stolz.

Fast habe ich noch verpasst, eine Medaille einzusammeln, und musste noch mal ein paar Schritte zurückgehen. Dann hatte aber auch ich eine :)


(Foto: marathon-photos.com)

(Bilder habe ich beim Laufen keine gemacht. Wer welche sehen möchte, kann die offiziellen Fotos, den Photo guide to the Reykjavik Marathon oder den Bericht Laufen in der nördlichsten Hauptstadt der Welt anschauen.)

Nach einem Becher Wasser habe ich mich wieder halbwegs erholt und zufällig noch zwei unser Gruppe getroffen. Nach einer kurzen Plauderei wurde mir allerdings langsam wirklich kalt, und ich bin zurück ins Gästehaus gelaufen. Einen Pfefferminztee und warme Sachen später wollte ich endlich ab ins Wasser, habe meine Schwimmsachen gepackt und bin ins Schwimmbad Sundhöllin gegangen. Die Lauf-Teilnehmer bekommen praktischerweise alle eine Eintrittskarte für die Bäder von Reykjavík. Die vielen anderen Läufer, die vor mir reinstürmten, wollten aber alle nur ins heisse Wasser – auf den Bahnen war es fast leer, und so liess es sich gut schwimmen. Am Schluss bin ich aber auch noch kurz in einen der Hot Pots gehüpft. Und habe mich drüber amüsiert, dass die Isländer dort tatsächlich vor allem diskutieren. Nach einer ausgiebigen Regendusche habe ich noch das tollste Spielzeug vom Bad entdeckt und entzückt benutzt: eine Trockenschleuder für den Badeanzug.

Den Rest vom Tag habe ich vor allem mit Essen verbracht… Auf dem Rückweg zum Gästehaus habe ich einen Schlenker gemacht und mir einen grossen Skyr-Smoothie bei der Lemon Smoothie & Juice Bar geholt. Zurück im Gästehaus fing doch noch der sintflutartige Regen an, der zuerst für den Vormittag angekündigt war, so habe ich noch ein wenig Pause gemacht und bin ein wenig später erneut nach nebenan in die Eldsmiðjan Pizzeria gegangen. Inzwischen waren auch die Marathon-Läufer zurück, und so habe ich dort gleich noch zwei andere aus unserer Gruppe getroffen. Nach der Pizza zog es mich doch noch auf die beginnende Kulturnacht, also habe ich mich in die Regensachen geworfen und bin losgestapft.

Die Strassen ähnelten inzwischen mehr rauschenden Flüssen, trotzdem waren sie voller wuseliger, gutgelaunter Menschen, und an den Strassenecken gab es kleine Konzerte. Nach einem bummeligen Bogen durch die Stadt bin ich noch mal in der Harpa gelandet und habe auch hier über die entspannte Stimmung der vielen Menschen gestaunt.

Zurück in der Stadt hörte der Regen langsam auf, und natürlich hatte ich schon wieder etwas Hunger. Diesmal ging es bei Reykjavík Chips vorbei. Zwar war die Schlange sehr lang, aber das Warten hat sich gelohnt – so gute Pommes Frites habe ich noch nie gegessen. Frisch geschnitten, vorgekocht, zweimal frittiert, perfekt. Und als Nachtisch gleich noch einen grossen Skyr-Smoothie von der Lemon Bar… Noch ein bisschen über die Kulturnacht geschlendert, doch noch ein Souvenir gekauft (ein graues, wolliges Babyschaf), dann hatte ich genug und bin zurückgelaufen. Vor dem Gästehaus kamen zufällig aus allen Himmelsrichtungen Teilnehmer unserer Reisegruppe zusammen, so haben wir aufgeregt schnatternd unsere Erlebnisse ausgetauscht, bevor auch die anderen zum Essen loszogen (allerdings wegen der Kulturnacht und späteren Uhrzeit etwas Pech hatten).

Übernachtet wurde im Guesthouse Aurora (sauber, winzige Zimmer, gemütliches Bett, einfaches Frühstück, zentrale Lage, aber sehr, sehr hellhörig und mit Wartezeit an Dusche/WC).

Sonntag – Skálholt bis Gullfoss

Nach dem Frühstück haben wir uns vor dem Gästehaus versammelt und amüsiert festgestellt, wie sehr wir dem Klischee entsprechen – wir sahen aus, als wären wir einem Jack Wolfskin-Katalog entsprungen. Inzwischen waren auch die vermissten Koffer endlich aufgetaucht, und so haben wir uns alle zum Bus aufgemacht. Als erstes haben wir dort eine Runde Koffer-Tetris gespielt (ein Spielchen, das sich jeden weiteren Morgen wiederholen sollte), bis endlich alle Koffer im Anhänger untergebracht waren, und unser Isländer hat zum ersten Mal mit den Augen gerollt. Nach einem kurzen Zwischenstop an der Perlan ging es endlich los und raus aus der Stadt. Praktischerweise hat es nur bis zu unserem ersten Halt in Hveragerði geregnet, und so wanderten wir dort das erste Mal durch die Lavalandschaft und schauten fasziniert zu, wie die Erde blubbert und raucht.

Auf dem Weg zum Bischofssitz Skálholt haben wir die ersten Schafe und Pferde entdeckt, die in Island einfach so durch die Gegend laufen. Und haben den Vulkan Eyjafjallajökull am Horizont gesehen, dessen Ausbruch 2010 den europäischen Luftverkehr zum Stillstand gebracht hat. Am Bischofssitz haben wir einen weiten Blick ins Land genossen und bekamen im Wintergarten ein sehr leckeres Buffet aufgetischt (ich brauche das Rezept für diesen Schoko-Karamell-Kuchen!).

Die nächste Station war das Hochtemperaturgebiet Haukadalur – der Geysir Strokkur war gut gelaunt und ist touristenfreundlich alle drei Minuten ausgebrochen. Besonders lustig fand ich die grosse blaue Blase, die er direkt vor dem Ausbruch macht. Um Strokkur herum plätschert Wasser durch die Gegend, das so heiss ist, dass es Warnschilder und Absperrungen braucht, und von einer kleinen Anhöhe aus hatten wir einen schönen Blick über die vulkanisch geprägte Landschaft.

Wir sind noch ein Stück weitergefahren und schauten uns diesmal kaltes Wasser an: Gullfoss, einen Wasserfall, der beeindruckende Wassermengen ins Tal stürzt.

Übernachtet wurde im Hotel Gullfoss (ruhige Lage, saubere Zimmer, leckeres Essen).

Montag – Þingvellir bis Reykholtdalur

Zu unserem Entzücken entdeckten wir auf dem Frühstückstisch Waffeleisen und -teig, und so wurden vergnügt Zimtwaffeln zum Frühstück gebacken, bevor es weiter ging zum Nationalpark Þingvellir. Auch heute hatten wir Glück und es regnete nur während der Busfahrt, so dass wir zwischen der amerikanischen und der europäischen Kontinentalplatte gemütlich ein paar Schritte laufen konnten.

Heute haben wir leider kein leckeres Mittagessen bekommen (das Essen an einer Tankstelle am Hvalfjörður ist der kulinarische Tiefpunkt der Tour), dafür kam danach die Sonne heraus und wir sind hinauf zum Wasserfall Glymur geklettert. Auf dem Weg dorthin haben wir Nonnen mit Schläppchenschuhen getroffen, sind durch eine Höhle gekrabbelt („wieso ist hier kein Licht an?“) und mussten uns per Baumstaum über einen Fluss hangeln, bis der Wasserfall in Sicht kam. Mangels Höhen- und Trittsicherheit habe ich allerdings auf dem halben Weg nach oben gestreikt. Zu viert haben wir an einer sonnigen Aussichtsstelle auf die anderen gewartet und zugeschaut, wie diese weit über uns auf Felsvorsprüngen in schwindelerregender Höhe rumgeklettert und -geturnt sind. Trotz eines kaputten Wanderschuhes, der für viel Gelächter sorgte, sind wir aber allesamt wieder heil am Bus angekommen. Die Rückfahrt zur Hauptstrasse hat sich ungeplant noch etwas verzögert: eine freche Horde Islandpferde hat uns umzingelt und für viel Begeisterung gesorgt.

Weiter ging es über eine der schönsten Strecken der Reise – wir sind im klappernden Bus übers Land gesaust (der isländische Fahrstil ist ja tendenziell auch eher schmerzfrei), und irgendwie sah es überall so aus, als würden sich Elfen hinter den Steinen verstecken.

Unser Isländer hat unterwegs noch erwähnt, dass hier überall schöne heisse Bäder seien, aber leider waren unsere Badesachen alle in den Koffern versteckt. Auch so kamen wir arg spät am Hotel an – für die anderen gab es noch Kaminfeuer und Fisch, ich hatte genug von allem und habe nur noch kurz der Sonne zugeschaut, bevor ich ins Bett gefallen bin.

Übernachtet wurde im Hótel Á (ruhige Lage mit toller Aussicht, saubere Zimmer, leckeres Essen).

Dienstag – Unterwegs auf Snæfellsnes

Morgens wurden wir von der Sonne geweckt, und haben uns fotografierenderweise noch im Pyjama auf der Terrasse getroffen. Die Aussicht über das Nirgendwo bis hin zum isländischen Hochland, über dem der Gletscher Langjökull eisig und geheimisvoll glitzert, ist aber auch einfach grandios. Neben uns haben lustige kleine Vögel mit dem Wind gespielt.

Als Extra gab es diesmal beim Frühstück Porridge, und so fuhren wir gut gestärkt weiter. Nach einem Zwischenstopp bei Hraunfossar (noch mehr Wasserfälle…) haben wir noch schnell eine Bäckerei in Borgarnes ausgeräumt und eine Bank gestürmt, dann endlich ging es hinaus auf die Halbinsel Snæfellsnes.

Dort habe ich mich als erstes in die Wiesen voller puscheligem Wollgras verliebt, das in der Sonne umhergeweht wird. Überhaupt, Island ist viel grüner, als wir es erwartet haben (viel mehr Flüsse, Bäche und Seen gibt es auch), und die Pflanzenwelt mochte ich sehr. Ein Stück weiter und eine Tüte Lakritzschokokugeln später sind wir durch die Lavalandschaft Berserkjahraun spaziert und haben die Gesteinsformationen, die unterschiedlichen Farben des Lavagesteins und das flauschige Moos bestaunt.

Weiter ging es entlang der Küste und zu den ersten Blicken auf den Vulkan Snæfellsjökull mit seinem Gletscher. Nach den isländischen Süssigkeiten hat unser Reiseleiter eine Tüte Trockenfisch ausgepackt – was zu leichten Unmut seitens der Teilnehmer und vielen gerümpften Nasen geführt hat. Die Probierfreude war diesmal nicht so arg gross…

Im Snæfellsjökull Nationalpark sind wir durch ein Lavafeld Richtung Küste gewandert. Der Weg war allerdings so steinig, dass wir erst an der Bucht Djúpalónssandur ankamen, als die Weiterfahrt ins Hotel eilig wurde. Schade, hier hätten wir gerne noch ein wenig umhergeschaut, die schwarzen Steine befühlt und nach Resten gestrandeter Schiffe gesucht.

Dafür liegt unser Hotel direkt am Meer, wohooo!

Übernachtet wurde im Hotel Hellnar (ruhige Lage mit atemberaubender Aussicht, saubere Zimmer, leckeres Essen).

Mittwoch – Snæfellsnes und zurück

Strahlender Sonnenschein hat uns Frühaufsteher aus dem Haus und auf einen kleinen Spaziergang gelockt – es ist unglaublich schön dort am Meer, am liebsten wären wir länger geblieben. Nach einem auch hier sehr leckeren Frühstück sind wir aber doch ein kleines Stück zum kleinen Hafenort Arnarstapi weitergefahren. Dort wurden gerade die frisch gefangen Makrelen verarbeitet, Eis und Blut spritzten dramatisch durch die Gegend (naja, ein bisschen jedenfalls) und Möwen kreisten über den Klippen.

Wir sind entlang der Küste (laut unserem Isländer die schönste Küste Islands) zurück Richtung Hotel gewandert, haben den vielen Vögeln zugeschaut und nach Walen Ausschau gehalten.

Nach einem kleinen Zwischenstop in einem Café ging es weiter nach Búðir, dort sind wir zu einer sandigen Bucht spaziert. In dieser stand ich winddicht verpackt mit den Füßen im eisigen Nordatlantik, habe Schokokekse gefuttert und die Aussicht bewundert – noch so ein schöner Moment in Island.

Auf dem Rückweg nach Reykjavík haben wir noch bei den Basaltklippen von Gerðuberg gehalten. Die einen sind raufgeklettert, die anderen haben sich vor dem Wind schnell wieder zurück in den Bus geflüchtet. Nur ich fand den Wind herrlich (Stärke 10 bis 12!), habe mich mitten auf den Weg gestellt und ausprobiert, ob man davon vielleicht einfach so abheben kann.

Danach ging es auch schon zurück nach Reykjavík, und nach einem letzten, gemeinsamen Essen im Scandinavian trennten sich unsere Wege wieder. Am nächsten Morgen gab vom Flugzeug aus noch einen schönen, letzten Blick auf die Umgebung von Reykjavík, dann war das Abenteuer Island auch schon vorbei.

Sonst so

Gefahren mit: Schulz Sportreisen: Reykjavík-Marathon (Langvariante ‚Nicht nur Marathon‘)

Papier-Reiseführer: Klaus Werner: CityTrip Reykjavík
Vorbereitet mit: Herbert Steffny: Optimales Lauftraining

Nicht fahren ohne: Ohropax, Schlafmaske, wanderfreundliche Softshelljacke und -hose, Halstuch, Ohrenbedeckung, wasserdichte Trekkingschuhe, Regenüberjacke und -hose, kurz- und langärmelige Shirts und Hose (dünn und wärmend), Sonnenschutz.

Verpasst: Papageientaucher, Polarlicht, Eisberge. Ich muss da wohl noch mal hin…

Augenblicke in Bad Hersfeld

Auch in diesem Jahr war wieder ein Treffen von de.rec.fotografie, zum zweiten Mal in der Jugendbildungsstätte Frauenberg in Bad Hersfeld. Um eventueller Langeweile vorzubeugen und zu neuen Blicken auf die Stadt einzuladen, gab es einen Fotowettbewerb. Zu jedem der folgenden Themen sollte je ein Bild abgegeben werden:

1) Stein auf Stein
2) Aus der Reihe tanzen
3) Baumliebe
4) Licht im Dunkeln
5) Feelin’ groovy
6) Farbenspiele
7) Aber bitte mit Sahne

Mit meinen Bildern war und bin ich gar nicht zufrieden, aber ich zeige sie Euch trotzdem:

Entstanden sind die Bilder am Freitag Vormittag, vor allem im Bad Hersfelder Kurpark, den ich sehr mag. Gemacht habe ich die Bilder mit der S5. Nachbearbeitet ist nichts ausser ein bisschen geraderücken, Flecken wegstempeln und Kontrast aufhübschen. Wie immer ohne Blitz, und es waren auch keinen weiteren Hilfsmittel wie Reflektoren dabei. Die Gummibärchen sind allerdings gestellt :).

Und was ist darauf jeweils zu sehen?

1) Kunscht aus dem Bad Hersfelder Kurpark. Ich mochte die eingesperrten Steine mit dem Gras davor.

2) Tanzende Gummibärchen. Halt so :)

3) Einer der schönen Bäume aus dem Bad Hersfelder Kurpark (erwähnte ich schon, dass ich den sehr mag?), der unter besonderem Schutz steht.

4) Ein Licht aus der Stadtkirche von Bad Hersfeld. Sollte so ein bisschen mit dem Thema spielen – Kirche als Rettung aus dunklen Stunden, Erleuchtung, etcpp.

5) Ein Verzweiflungsbild. Ich fand das Thema sooo toll. Aber dann war es heiss und keine Zeit mehr und wie es dann so manchmal so geht. Also wurden es diese lustigen grünen Gesellen von einem Klettergerüst auf dem Spielplatz vom Bad Hersfelder Kurpark.

6) Auch hier: nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe, ich wollte eigentlich Farben, wild und bunt, Konfetti. Immerhin schön grün und lila, und ich mag diese lustigen Lauchgewächse sehr. Die wuchsen in Bad Hersfeld irgendwie überall.

7) Mein Lieblingscafé in Bad Hersfeld ist das Landlust. Dort hing dieses Schild so schön malerisch an der Hauswand, dass ich natürlich nicht widerstehen konnte.

Die Fotos des Wettbewerbes wurden dann im Keller des Hauses ausgestellt, das sah dann so aus:

Als Bonus bekommt Ihr noch die Bilder zu sehen, die ich an den beiden Tagen vor dem Treffen in Bad Hersfeld mit dem iPhone gemacht und getwittert habe – die gefallen mir nämlich viel besser.

Marktjahr

Schon lange bewundere ich die vielen schönen Gemüsekisten bei anderen Bloggern – vor allem die Markteinkäufe von Coconut & Vanilla, die Ökisten von Frische Brise und die Gemüsekisten von Jademond haben es mir sehr angetan. Irgendwann hat mich dann auch gepackt und ich bin bei uns auf den Wochenmarkt gestapft. Und wenn man damit erstmal anfängt, dann kann man nicht mehr aufhören, soviel mehr Spass und Genuss ist das Einkaufen von Obst und Gemüse dort. Vieles habe ich entdeckt, von dem ich mit früher nicht hätte vorstellen können, es zu mögen, ich habe meine Lieblingsstände gefunden, bin süchtig nach Rubinette-Äpfeln und dem Sonntagsfrühstück-Butterzopf vom Bauernhof im Jura über uns, freue mich auf die Saisonwechsel und schleppe jedesmal Korb und Tasche voller Beute nach Hause.

Weil mir die Bilder bei anderen immer so gefallen habe (und als Erinnerungseinkaufsliste), habe ich meine Einkäufe dann jeweils auch mit dem iPhone fotografiert und getwittert. Einen Jahresverlauf davon könnt Ihr hier jetzt sehen:

Augenblicke in Mühlhausen

Auch in diesem Jahr war wieder ein Treffen von de.rec.fotografie, zum fünften Mal in AntoniQ in Mühlhausen/Thüringen. Um eventueller Langeweile vorzubeugen und zu neuen Blicken auf die Stadt einzuladen, gab es einen Fotowettbewerb. Zu jedem der folgenden Themen sollte je ein Bild abgegeben werden:

1) Hoch hinaus oder tief hinab
2) Kaffeepause!
3) Es blümt so schön
4) Vom Laden bis zur Strasse: Schilderei
5) Rund um die Stadtmauer
6) Wasser in der Stadt
7) Spuren der Vergangenheit

Meine Bilder dazu sehen so aus:

Entstanden sind die Bilder am Freitag Nachmittag – die meisten zwischen Mittagessen und Kaffeepause, das Kaffee-Bild (als einziges gestelltes) dann noch nach der Pause. Gemacht habe ich die Bilder zum Teil mit dem iPhone, die meisten mit der S5. Nachbearbeitet ist nichts ausser ein bisschen geraderücken, Flecken wegstempeln und Kontrast aufhübschen. Wie immer ohne Blitz, und es waren auch keinen weiteren Hilfsmittel wie Reflektoren dabei.

Und was ich mir dabei jeweils gedacht habe?

1) Beim Ausdenken des Themas (denn den Wettbewerb habe zufällig ich ausgerichtet ;) habe ich mir Türme und Brunnen vorgestellt. Bei der Planung des Fotos dann am Freitag vormittag dachte ich konkreter an den Einstieg in eine Krypta (schummeriges Licht, Treppe aus Stein gehauen, Wasser tropft von den Wänden, es riecht ganz modrig,….) und habe einen Ortskundigen entsprechend befragt. Der meinte allerdings, so etwas gäbe es nicht. Nur so eine kleine Treppe nach unten in einer der Kirchen. Hab ich halt die genommen. Und der Aufseher hat freundlicherweise woanders hingeguckt.

2) Mühlhausen hat ein wunderbares und leckeres Bio-Café, daher musste dieses Thema auf die Liste. Dort mochte ich dann allerdings doch nicht einfach so zum Fotografieren einfallen. Beim Einsammeln von Infomaterial in der Tourist-Information waren mir aber Tüten mit Mühlhausen-Kaffee aufgefallen. Also habe ich dort eine eingesammelt, auf dem Rückweg beim Kaffeeeröster noch ungemahlene Bohnen und in AQ dann eine Tasse mit kaltem Kaffee. Das ganze nett auf einer Bank arrangiert, fertig.

3) Die ganze Stadt ist voller Blumen, Blüten und Pflanzen. Vorgeschwebt hatte mir eine Haustür umringt von Blumen, das war dann aber irgendwie langweilig. Ebenso ein Versuch mit einem Baum voller Blüten vor Kirchturm. Gegenüber der alten Gerberei (eine neue Entdeckung auf dieser Fototour, siehe Bild 7) tauchte dann diese Blume auf, eingepflanzt in eine alte Kiste, malerisch vor Hauswand und Bank neben Bach aufgestellt.

4) Die ganze Stadt ist nicht nur voller Blumen, sondern auch voller alter und noch viel älterer Schilder. Die an den Geschäften waren dann nur mit Hochformat etwas schwierig (das ich gerne durchhalten wollte). Aber der eine Endpunkt der Stadt ist die Persil-Uhr, dann halt die :) Dazu noch etwas von einem alten Fabrikgebäude im Hintergrund für das Lokalkolorit.

5) Rund um die Stadt ist die Stadtmauer. Zum Teil begehbar, zum Teil mit schönen Aussichten, zum Teil mit wunderschöner Parkanlage, zum Teil mit Türmen. An den Parkanlagen habe ich mich zuerst versucht, aber die Ergebnisse gefielen mir alle nicht. Also doch nochmal auf den Wehrgang hoch – dort dann ganz schlicht der typische Blick zurück.

6) Durch die Stadt fliesst viel Wasser, dazu gibt es noch einige Brunnen. Im Kopf hatte ich zuerst ein lauschiges Bild vom alten (Mühlen-)Bach, der Schwemmnotte, das war aber auch nichts. Etwas uninspiriert habe ich mich dann am Wasserlauf auf dem Untermarkt versucht, fand es erst totaaaal langweilig – und dann kam die Sonne raus. Grosse Begeisterung und Thema im Kasten :) Im Hintergrund die Divi-Blasii-Kirche, bei mir im Hintergrund nasse Gurte vom Kamerarucksack, weil ich dafür auf einem der Wasserstege rumgehampelt bin.

7) Soviel Vergangenheit, überall sichtbar. Alt und noch älter. Zufällig entdeckt haben wir dann mitten in der Stadt die alte Gerberei Stölcker, die gerade zum Museum umgebaut wird. Der Chef hatte einen kurzen Moment Zeit, uns etwas zu erzählen und zu zeigen, vom Handwerk und von der Familiengeschichte. Mir hat die alte Maschine gefallen, auf der Schürze und Werkzeug noch so liegt, als wären sie nur mal kurz für eine Pause abgelegt worden.

Der Blick in die Gerberei hinein war zuerst als siebtes Bild gedacht und sah so aus:

Die Fotos wurden dann ganz malerisch in einem verfallenen Nebengebäude ausgestellt. Wie das aussah, kann man zum Beispiel hier bei Peter sehen. Der Link zu den anderen Wettbewerbsbildern wird hier noch nachgetragen.

1000km bis zum Meer

…und anders als bei Luxuslärm muss man von hier aus dafür nicht die Nacht durchfahren, sondern kann sich in ein paar Stunden per Zug und Flug direkt an den Sandstrand von Usedom bringen lassen.

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Jeden Tag die Füsse im Sand und die Nase im Wind. Muscheln sammeln, Quallen stupsen, Möwen gucken.

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Jeden Tag Croissants und das leckerste Brot der Insel. Bademantel und Schlappen. Schick machen und hohe Schuhe.

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Jeden Tag Dampfbad, Tropendusche, Salzpeeling, Sandliege und Schläfchen am Pool.

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Jeden Tag Meerblick. Sonne, Sturm, Kamin und Kerzenschein.

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Nicht der aufregendste Urlaub, den wir bislang gemacht haben. Aber der erholsamste.

Hotel und Spa: Das Ahlbeck
Lieblingslimo, Blümchensalat und Espresso: Essbar
Sanddorntorte: Café Röntgen in der Villa Auguste Viktoria

Sommerstreusel

Während im Februar hier in der Schweiz bei unglaublichen -20 Grad gezittert wurde, durften ein Arbeitskollege und ich uns in Kalifornien an Sonne und +20 Grad erfreuen. Neben der Arbeit gab es immerhin Zeit für einen Besuch bei Mickey Mouse (Disneyland war unerwartet sehr beeindruckend) und den einen oder anderen Strandausflug.

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Der Pazifik ist übrigens unglaublich laut *staun*.

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Neulich im Juli waren wir dann bei meiner Familie in Kiel. Anders als im letzten Jahr war es wenigstens nicht winterlich kalt und nass, sondern zumindest warm und sonnig genug für Fördewanderweg, Torte im Garten vom Galerie-Café sowie einen ganz kurzen Abstecher in die Ostsee hinein.

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Für alle Butenkieler gibt es hier ein wunderbares kleines Filmchen: Smalltown Kiel – ein kleiner Film zur Stadt. Der beste Streuselkuchen des Sommers ist der von Zuckerzimtundliebe: Jeannys Lieblings-Streuselkuchen mit Himbeeren. Und mich gibt es jetzt auch nebenan bei Twitter.